Ich war zum ersten Mal auf einer Games-Messe, abgesehen von meinem Besuch der „Games Convention Developer Conference“ im vergangenen Jahr. So bin ich mit sehr wenig Erwartungen nach Leipzig gefahren. Und das war gut so. Denn wenn man sich die Freiheit lässt und nicht mit einer vorgefertigten Meinung den Gamern gegenübertritt, dann sieht man selbst die skurrilen Dinge entspannt und kann sie vorurteilsfreier einordnen.
Ich habe eine kleine Gamer-Kultur entdeckt. Cosplay zum Beispiel, das wurde als Laientheater auf einer großen Bühne aufgeführt. Vor allem Mädchen und junge Frauen verkleideten sich mit fantasievollen, eigens gefertigten Kostümen als HeldInnen ihrer Computerspiele und Anime-Serien. Auf der Bühne sangen sie Titelsongs, rezitierten eigene Gedichte zur Lieblingsserie oder spielten Szenen aus Fantasy-Geschichten nach. Dies dauerte meist nur zwei oder drei Minuten und wirkte für mich oft sehr grenzwertig, aber die zahlreichen Zuschauer applaudierten.
Das war die Generation Youtube im realen Leben. Medien konsumieren (Games), sie remixen (Kostüme anfertigen und eigene Gedichte schreiben) und sie hochladen, der Öffentlichkeit präsentieren (Bühne).
E-Sports, ein Thema, welches ich vor meinem Messebesuch überhaupt nicht verstanden habe. Die Jugendlichen zocken in Netzwerken gegeneinander die verschiedensten Spiele und nennen es Sport? Ich sah die typischen Strategiespiele, wie „Warcraft 3“, Autorennspiele (Asphalt 4)und Sportspiele (Fifa 2009). Es gibt Mannschaften, man fachsimpelte über die verschiedenen Mousepads, die beste Tastatur und ihre Hotkey-Belegungen und über die besten Eröffnungsstrategien bei „Warcraft 3“. Im Prinzip ist das wie Blitzschach oder Formel1, wie in vielen anerkannten Sportarten, die ebenfalls für Außenstehende schwierig als SPortarten einzuordnen sind. Es wird geübt, Taktiken werden ausgetüftelt. Die Jugendlichen haben Spaß und entwickeln Ehrgeiz. Klar, sie sitzen vor einem Computer. Der Schachspieler dafür vor einem Brett …
Oben schrieb ich über Cosplay und das überwiegend Mädchen und junge Frauen teilgenommen hatten. Auf der restlichen Messe wurde doch wieder ein Klischee ganz klar bestätigt: Gaming ist immer noch von männlichen Geschlecht dominiert. Der Frauenanteil wurde nur durch die vielen Hostessen an die Imbiss- und Ausstellerständen gestützt.
Mein Fazit?
Übersichtlich und trotzdem persönlich aufschlussreich! Das ist die Aussage, die ich treffen kann. Die alte, neue Gamesmesse in Leipzig hat sich gewandelt. Zwangsläufig, denn der Branchenverband der Computerspiele-Publisher (BIU) hat sich von der Leipziger Messe getrennt und wird gemeinsam mit der Kölner Konkurrenz Mitte August die gamescom in der Stadt am Rhein abhalten. Gründe für diese Entscheidung wird es sicherlich viele geben. Die Stadt Leipzig und die Messe dürfte es hart getroffen haben. Waren im vergangenen Jahr noch 200.000 Games-Begeisterte gekommen, sollen nach Angaben der Messeveranstalter an diesem Wochenende nur 43.000 BesucherInnen gekommen sein. Eine Zahl die hoffentlich Veranstaltern und Ausstellern Mut macht, die Messe auch im nächsten fortzuführen und auszubauen.