Da nicht jede Woche eine/r meiner FreundInnen oder Bekannten ein Buch veröffentlicht, muss ich notgedrungen immer mal wieder meinen eigenen Bücherschrank schauen. 2020 hab ich mir ein Buch besorgt, das ich bereits in meiner Schulzeit in der DDR gelesen hatte.
Ich war von Horst Beselers „Käuzchenkuhle“ damals nachhaltig beeindruckt. Ohne dieses Buch hätte ich weitere Schulliteratur eventuell ebenso abgelehnt, wie es die Mehrzahl meiner MitschülerInnen tat.
„Käuzchenkuhle“ spielt in der frühen DDR. Ein Berliner Junge namens Jean-Paul Fontanon alias Jampoll besucht seine Großeltern auf dem Dorf und soll dort seine Sommerferien verbringen. Es entspinnt sich ein Krimi, für dessen Story bis zurück zum Ende des zweiten Weltkriegs gegriffen wird. Es ist eine Jugendclique, die den Fall letztlich aufklärt.
Ich musste das Buch noch mal lesen, weil ich wissen wollte, wie sehr es für die damalige Zeit ein politisches Buch war, das ja immerhin zur Schulliteratur an meiner Ostberliner Schule in den 1980er Jahren gehörte.
Und siehe da: Natürlich war es Literatur aus der DDR mit einem gewissen Unterton. Allerdings eben noch zu einer Zeit entstanden, in der es offenbar durchaus kritisch in den Büchern zugehen durfte. Klar siegt der Sozialismus und damit das vermeintlich Gute. Gleichzeitig wird hier noch das Ringen um eine sozialistische Gesellschaft diskutiert. Es wird „der Erfolg des Sozialismus“ noch nicht verkündet.
Ganz grundsätzlich ist das Buch ein feiner Jugendkrimi, den ich unseren Söhnen so ab etwa 14 Jahren empfehlen werde – nicht ohne das Angebot, den Lesestoff anschließend kritisch zu hinterfragen.
PS: Das Buch wurde bereits in den späten 1960er Jahren verfilmt, eine der Hauptrollen spielte Manfred Krug.