Amy Macdonald live: Schottischer Folk ohne Angst vor Pop

Mein gestriger Abend stand im Zeichen des Konsums. Erst ershoppte ich mir eine neue Jeans und danach konsumierte ich Popmusik im Berliner Astra Kulturhaus. Die Schottin Amy Macdonald sollte ihr neues Album vorstellen und ca. 1.600 Leute kamen. Zu erwarten war ein Folkabend, doch dann gab es noch etwas mehr.

Schon die Vorband, „Martin & James“ kam ohne Intro aus und sehr zurückhaltend auf die Bühne und spielte ihr charmantes, relaxtes Set runter. Mich begeisterte diese schottische Gelassenheit so sehr, dass ich die EP „Bad Dream“ der Herren aus Glasgow noch während ihres Auftritts per iPhone erwarb.

Der halbstündige Umbau nach „Martin & James“ kam mir etwas lang vor.

Amy Macdonald tat es dann ihrer Vorband gleich, trat ohne Intro und große Gesten ans Mikro und sang ihren ersten neuen Song. Er war zugleich ein Statement – das neue Album dürfte kräftiger, lauter sein, mehr nach vorne gehen. Insgesamt war der Sound im Astra sehr fein justiert. Die Drums drückten kräftig, Macdonalds Akkustikgitarre war trotzdem gut zu hören, die Keyboards und die E-Gitarre bekamen ebenfalls ihren Raum. Der Tonmann fand, meiner Meinung nach, auch die richtigen Regler um die markante Stimme zu unterstreichen. Er beschönigte sie nicht, nahm ihr nicht die Dynamik, er gab ihr die Chance der vollen Präsenz. Der Sound zum Vorjahreskonzert (IFA Sommergarten) war rauer, wirkte emanzipierter, zeitweise angenehm laut.

Das ganze, nur knapp 60-minütige Set schien mir eines deutlich zu machen – hier steht gerade eine 23 jährige schottische Lady, kein Mädchen auf der Bühne. Es wehte ein strammer, rhythmischer Wind, entfacht von Band und Sängerin, die ohne albernes Gehabe und Koketterie souveräne, aber sympathische Ansagen sparsam zwischen einigen Songs platzierte.

Ein Highlight war der Zugabenblock von 3 Songs nach nur 50 Minuten Spielzeit. Amy Macdonald kehrte nach kurzer Pause wieder im blauen, glitzernden Paillettenkleid zurück und sang – nur von ihrer eigenen Gitarre begleitet – den Springsteen-Klassiker „Dancing In The Dark“. Die beiden folgenden Songs vom neuen Album bildeten einen guten Abschluss, von Solostimme mit Klavierbegleitung bis zum lauten Folk ohne Angst vor gutem, handwerklichen Pop.

FAZIT: Für 29,45 Euro sind 60 Minuten Show durchaus wenig. Es wird auch nicht mehr, wenn ein Konzert vor der Tür plötzlich nur noch Showcase heißt. Trotzdem war ich angetan von dem unprätentiösen Auftritt. Es gab keine Bühnendeko, ein zurückhaltendes Licht, eine Konzentration auf das Wesentliche – die vorwiegend neuen Songs. Ich hoffe auf eine Albumproduktion, die der Stimme von Amy Macdonald dieses Mal gerecht wird. Die Produktion ihres ersten Albums muss sich, nach meinem Empfinden, hinter den im iTunesstore erhältlichen Live-Aufnahmen (1 & 2)verstecken. Ich kann nur empfehlen, die Songs live zu hören, um die sie in ihrer vollen Bandbreite zu erfahren. Erst dann zeigt sich die Folklady, die fast spielerisch dabei den Pop einfängt.

Die erste Single „Don’t Tell Me That It’s Over“ läuft bereits auf youtube.com >>

3 Kommentare

  1. also ich mag sie total!
    ich find auch das letzte album von ihr richtig gut!
    bin mal gespannt wie das neue so wird!
    das erste lied daraus finde ich schonmal super!
    schaut euch doch auch mal auf der homepage um!
    ich find sie gut aufgebaut und die page hat viele infos!
    http://www.amy-macdonald.de/

    LG

  2. Pingback: E-Gitarren

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