Mein Rant zum Beitrag von @Purple_p1rate und @branleb – oder: Meine Wünsche an @Piratenpartei

Meine Herren Florian Zumkeller-Quast und Paul Meyer-Dunker, liebe PiratInnen im Allgemeinen und Sonstigen,

eure Zeilen zu „Das untragbare Verhalten des Johannes Ponader“ zeigen mir leider sehr, dass Menschen wie Ihr einfach noch viel lernen müsst. Das ist euer gutes Recht, ihr seid offenbar jung und glaubt vielleicht sogar an das Gute. Allerdings scheinen mir euer eigener Neid und eure eigene Missgunst euch einen Strich durch eure „hocherwürdige“ Rechnung zu machen.

Ihr werft einem Mann vor, dass er öffentlichkeitswirksam auf Missstände aufmerksam macht? Anhand eines klaren Beispiels, nämlich seinem, hat er dargelegt, wie bitter die deutsche Bürokratie arbeitet. Lebt ihr noch von Mamis, Papis oder Staates Geldbörse oder warum kommt ihr auf die sinnfreie Idee, dass man für seine Arbeit als politischer Geschäftsführer keine anständige Vergütung erhalten sollte? Parteiarbeit ist immer ein Job, der die eigenen privaten Bedürfnisse in den Hintergrund rücken lässt. Ponader und viele andere PiratInnen, die die Arbeit der Partei vorantreiben, müssen von irgendeinem Einkommen leben können. Man kann darüber sicherlich diskutieren, wie viel Geld sie erhalten sollten, aber davor die Augen zu verschließen und sogar persönliche Bereicherung zu unterstellen, ist infam und kann ich nur als böswillig interpretieren.

An die PiratInnen im Allgemeinen und Sonstigen

Es macht traurig und wütend zu sehen, wie sich die Parteimitglieder permanent öffentlich zerfleischen, anstatt einfach gute Arbeit im Sinne der WählerInnen zu leisten. Wozu soll man für euch noch ein demokratisch wertvolles Kreuzchen setzen, wenn ihr permanent Kriege via Twitter, Blogs und Medien austragt, anstatt diese Medien für politische Diskurse zu nutzen?

Meine Wünsche als Wähler an die PiratInnen

Dieser Rant ist jetzt mal der passende Moment um meine Wünsche an die PiratInnen zu formulieren, denn immerhin soll hier auch noch etwas Konstruktives veröffentlicht werden.

1. Ich wünsche mir, dass die PiratInnen Twitter nicht als einen weiteren Chatraum begreifen, sondern als ein Massenmedium, welches jedoch nicht alle ihre WählerInnen nutzen.

2. Ich wünsche mir, dass die PiratInnen verstehen, dass sie das eine Prozent ihrer WählerInnen sind, die sich in Netzwerken öffentlich äußern und die 99 Prozent anderen Menschlein (aka ihre WählerInnen) vermutlich einen normalen Alltag jenseits des Netzes pflegen bzw. das Netz für persönliche Dinge nutzen und nicht nur für politische Anteilnahme.

3. Ich wünsche mir, dass die Piratenpartei ein Feedbacksystem für sich entwickelt, welches Fachdiskussionen zulässt, Kritik und persönliches Feedback aber ein Stück weit davon trennt. Mit System meine ich kein ausschließlich technisches, sondern eher eine Verhaltens- und Vorgehensweise, die es den politisch Verantwortlichen ermöglicht, sich auf die Arbeit zu konzentrieren und trotzdem eine gute Bindung an die Basis ermöglicht.

4. Ich wünsche mir, dass die PiratInnen verstehen: komplette Transparenz gibt es nicht. Es gibt vielleicht eine Selbstverpflichtung zur Offenheit, aber allein technisch würde die vollständige Transparenz zu mehr als nur Big-Brother-ähnlichen Zuständen führen und all den PolitikerInnen und LobbyistInnen Vorschub geben, die für eine vollständige Überwachung plädieren. Offenheit ist eine freiwillige und vermutlich nachhaltigere Version, als permanent eingeforderte Transparenz, die nicht zu schaffen ist und vor allem oft zu Missbrauch führen kann. Offenheit basiert auf ehrlichem Wollen und das sollte oberste Priorität haben.

5. Ich wünsche mir, dass die PiratInnen weiterhin so engagiert die bürgerlichen Freiheitsrechte als oberstes Gut einer Demokratie empfinden und bereit sind, diese Rechte zu schützen. Und ich wünsche mir für euch weiterhin Wahlerfolge, die eine gefestigte und zukunftsorientierte Arbeit möglich machen und viele Lerneffekte mitbringen.

PS: Und wenn jemand meint, ich müsse erst Pirat sein um zu kritisieren, dem stelle ich die einfache Frage: Muss ich rechts sein, um Rechte zu kritisieren?

So long – euer Wähler Jens @stoewhase

13 Kommentare

  1. Ich antworte mal auf den speziellen Teil deines Posts, der die Reaktion auf unseren Post darstellt.
    Leider arbeitest du mit rein spekulativen Unterstellungen die scheinbar das Ziel haben Paul und mich zu diskreditieren.

    1.) Ich verdiene mein Geld als Softwareentwickler. Das nur zur Information. Ist aber imho komplett nebensächlich.

    2) Paul und ich sagen nicht, dass Johannes für seine Arbeit als PolGF auf keinen Fall eine Vergütung erhalten sollte. Unsere Aussage war: Wenn er eine Vergütung für sein Amt will, dann muss dies über den innerparteilichen Weg laufen. Also z.B. eine Aufwandsentschädigung. Samt vorher abgelaufener innerparteilicher Debatte dazu. Diese wird in unseren Augen feige und populistisch versucht zu umgehen, weil sie als als zu steinig vermutet wird.

    3) Sowohl Paul als auch ich wissen sehr wohl, wie viel Zeit, Energie und auch eigenes Geld man in Parteiarbeit stecken kann. Und wie viele Engagierte es auch tun. Wir waren beide schon Kandidaten bei öffentlichen Wahlen, wir waren beide schon Mitglieder in Landesvorständen der Piratenpartei und wir sind beide derzeit im Bundesvorstand der Junge Piraten. Dabei ging und geht massiv viel Zeit und Energie für diese Tätigkeiten drauf.

    4) Johannes ist nicht der erste Sozialleistungsempfänger, dessen Engagement bei den Piraten ihm Probleme mit der Arbeitsagentur einhandelte. Daher war es vor seiner Wahl zum PolGF absehbar, dass die Arbeitsagentur es Johannes auf keine Fall einfach machen würde. Ich selbst habe diese Warnung auch schon davor Vorstandskandidaten auf den Weg gegeben – Es sollte jedem/r in einer solchen Situation bewusst sein, worauf er/sie sich einlässt.

    5) Es gibt letztlich vier Optionen für Johannes:
    * Einführung einer Aufwandsentschädigung
    * Andere Möglichkeit eines Einkommens, z.B. Job
    * Sozialleistungen
    * Das Amt nicht machen (nicht antreten zur Wahl bzw. Rücktritt)

    Eine Aufwandsentschädigung hat Johannes u.a. im Focus Interview abgelehnt (Dort „fixes Honorar“ genannt). Sozialleistungen schließt er aus, das er sich nachvollziehbarer weise die Schikanen der Arbeitsagentur nicht antun will. Da er sich für den Antritt zur Wahl am BPT entschieden hat, schließt sich das auch aus. Damit bleibt nur noch „anderes Einkommen“. Dieses durch Ausnutzung seiner privilegiert exponierten Position zu erreichen und sein Amt für etwas zu nutzen, was viele Andere in der Situation Sozialleistungsempfänger tun, finde ich untragbar. Das war auch der Grund für die Aufforderung an Johannes, die Aktion zu beenden und sich eine andere Option (Job, doch eine Aufwandsentschädigung, …) zu entscheiden.

    Das und nichts anderes haben Paul und ich in unserem Schreiben gefordert.

    Ansonsten finde ich es von dir persönlich sehr schwach, deine Antwort mit spekulativen Unterstellungen zu streuen und eine derart arrogante Haltung uns gegenüber an den Tag zu legen.

    Just my few cents.

    Florian Zumkeller-Quast

  2. Ihr werft einem Mann vor, dass er öffentlichkeitswirksam auf Missstände aufmerksam macht? […] Lebt ihr noch von Mamis, Papis oder Staates Geldbörse oder warum kommt ihr auf die sinnfreie Idee, dass man für seine Arbeit als politischer Geschäftsführer keine anständige Vergütung erhalten sollte?

    Diese Zeilen zeigen mir leider sehr, dass Menschen wie du einfach noch viel lernen muessen. Zum beispiel, wie man einen Text liest.

    Denn diese Forderungen wurden von den beiden nie vorgebracht – im Gegenteil. Oder wir haben zwei unterschiedliche Texte gelesen.

  3. Weil ich nicht weiß, wie man pastebin-Kommentare hier einbaut, verlinke ich die Antwrten von Florian Zumkeller-Quast und Paul Meyer-Dunker. Ich schaue heute Abend mal nach, ob ich das Problem beheben kann. Bin aber auch für Tipps dankbar.

    http://pastebin.com/EVsdQN2B

  4. @Simon Doch, es gibt Piratinnen. Ich kenne sogar welche. Die Satzung meint mit dem Piraten-Satz nicht, dass in allen Situationen alle Parteimitglieder nur als „Pirat“ bezeichnet werden dürfen. Jeder Pirat und jede Piratin hat selbstverständlich das Recht sich die Selbstbezeichnung auszusuchen und das solltest auch du akzeptieren. „Es gibt keine Piratinnen!“ ist ein hochgradig ausschließender und menschenfeindlicher Satz für den in unserer Partei kein Platz sein sollte.

  5. @Simon: Das sagt ein Mann ;-)

    Egal, ich schreibe PiratInnen, auch wenn es Leute stört. Ist ja mein Blog hier ;-).

    Allerdings kannst du mir gern eine Link in die Kommentare schreiben, wo das Piraten vs. PiratInnen genauer erklärt wird. Bin bereit zu lernen. Gruß Jens

  6. @Yuri: Mag sein, dass wir den Text unterschiedlich aufgefasst haben.

    Heute Abend schreibe ich hier im Artikel noch mal ein ausführlicheres Update. Komme jetzt nur zu kurzen Antworten.

    Gruß Jens

  7. @Florian: Sorry, habe gerade erst gesehen, dass dein Kommentar im Spam gelandet ist. Habe ihn jetzt herausgefischt und veröffentlicht. Melde mich heute Abend noch mal ausführlicher.

    Gruß Jens

  8. Den zweiten Teil mit den formulierten Erwartungen finde ich genau treffend! Verlinke hier nochmals meine Meinung, aber auch den Kommentar von Klaus Peukert. Es war höchste Zeit, dass sich mit Klaus Peukert endlich mal ein öffentlich wahrnehmbarer Pirat zu einer Stellungnahme durchringt und nicht in seiner politischen Deckung schweigt. So kann Führung auch aussehen, ohne dass es als falsche Loyalität ausgelegt werden muss.

    tarzun http://tarzun.de/
    johnny nogo http://johnnynogo.wordpress.com/2012/08/18/ein-spender-und-seine-spende-fur-johannes-ponader/

  9. Gibt trotzdem keine Piratinnen. Wollt Ihr nicht mit Eurem ultraflüssigen Gender-Generve zurück zu den Grünen? Wir sind Piraten und da spielt es keine Rolle welche Geschlechtsmerkmale vorhanden sind. Wer meint alles mit Gender-Fragen vergewaltigen zu müssen ist leider in der Entwicklung in den 70er hängen geblieben. Aber kein Problem: Als Auffangbecken gibts die Grünen oder für die ganz doll merkbefreiten die Emma-Redaktion. :D

  10. Ah ja Simon, klar – wenn man anderer Meinung ist, dann „vergewaltigt“ man, nervt und ist konsequenter Weise gleich bei einer anderen Partei besser aufgehoben. Wow! Das nenn ich mal eine tolerante Ausgangsposition für eine Diskussion.

    Gruß Jens

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