Sat1 und der 20er-Jahre-Krimi – Feiner Film, schlechte Programmierung

Der selbsternannte Familiensender Sat1 hat sich mit „Mordkommission Berlin 1“ einem Thema gewidmet, das im Literaturbereich ein Hit in Tüten ist: historischer Krimi. Insbesondere die Bücher von Volker Kutscher rund um den Kommissar Gereon Rath haben eine hohe Auflage und dem Genre „historischer Krimi“ für mich einen Stempel aufgedrückt. Noch dazu mag ich die Bücher wirklich.

Mit einer TV-Verfilmung einer angelehnten Story um den angeblich ersten deutschen Superbullen Ernst Gennat hat man sich bei Sat1 aufs Glatteis gewagt und Mut bewiesen. Noch dazu hat man einen Film abgeliefert, der wirklich Freude machte. Die am Computer generierten Berlinaufnahmen passten größtenteils, die Story war zügig erzählt, die Figuren machten Spaß. Und nicht zuletzt waren die Schauspieler, allen voran Friedrich Mücke, sehr gut besetzt. Selbst Tobias Moretti, der für mich irgendwie immer Kommissar Rex bleiben wird, machte einen wirklich guten Job.

Nun folgt jedoch das ABER: Da hat sich Sat1 alle Mühe gegeben, ein wirklich gutes Stück Film ins Programm zu heben und hat dann doch irgendwie eine Menge falsch gemacht – glaube ich. Während des Films gab es mindestens vier Einblendungen von völlig bild- und stimmungsbrechenden Bauchbinden. Die Infos darauf waren für mich als Zuschauer eher unspektakulär und unpassend. Wären sie wenigstens im Artwork des Filmes und inhaltlich alle passend, wäre es vielleicht noch okay gewesen. So war es anstrengend und dumpf.

Beim Privatfernsehen über die Werbeblöcke zu meckern, ist natürlich eher Mumpitz. Trotzdem fiel mir wieder auf, dass ich es wirklich nicht mehr gewohnt bin, privates Fernsehen bzw. lange Filme im Privatfernsehen zu schauen. Das mache ich eher in Form von DVDs oder Streamings. Serien, TV Shows und Dokus kann ich mit Werbelöcken ertragen, 90-Minüter schaffe ich so nicht mehr.

Nach dumpfen Einblendungen und schwer erträglicher Werbung komme ich jedoch zum eigentlichen Punkt: Warum versendet man so hochwertiges Material an einem Dienstag? Warum nicht an klassischen TV-Filmtagen oder im Umfeld eines Feiertages? Für solch einen Film, der durch zahlreiche Werbeblöcke unerbrochen wird, brauchte Sat1 über zwei Stunden. Wer schaut denn solch ein Ding am Stück an einem Dienstag Abend? Die Quoten waren, laut DWDL, denn auch traurig, obwohl es ein feiner Film war. Hat der Mut bei den Sat1-Verantwortlichen dann doch nicht für eine bessere Programmierung gereicht?