Ostrezept: Spaghetti mit Tomatensauce

Eigentlich wollte ich das Rezept direkt am 03. Oktober 2015 anlässlich der 25 Jahre Deutsche Einheit veröffentlichen. Doch manchmal bleibt halt etwas liegen. Um so schräger ist es, dass ich ausgerechnet heute, dem 07. Oktober 2015, Zeit für das Runtertippen finde. Denn der siebte Oktober war früher der Jahrestag der Gründung der DDR.

Machen wir es kurz. Meine Herzensdame fragte mich, den Kochbeauftragten der Familie, ob ich nicht klassisch ostdeutsche Spaghetti mit Tomatensauce zum Tag der Deutschen Einheit zubereiten könnte. Sie hatte mal wieder Lust darauf und außerdem könne man das Thema Essen gut nutzen, um mit unserem achtjährigen Kind über die DDR und die Wende zu sprechen.

Gesagt, getan. Doch zuerst mussten wir erst einmal klären, was DDR-Spaghetti bzw. die Tomatensauce war. Ganz im Sinne der empirischen Sozialforschung erhoben wir zwei Alten, was denn die klassischen Bestandteile der Tomatensaucen unserer Kindheit waren. Das Ergebnis der Befragungen war eindeutig: Ketchup, Tomatenmark, angeschwitzte Zwiebeln, Zucker, Salz, Paprikapulver und gebratene Würstchen. Ich will nicht unterschlagen, dass auch Knoblauch und gemischtes Hackfleisch in der Datenerhebung auftauchten, allerdings nur bei einem der Befragten.

Ergo ergab sich folgende Zubereitung:

  1. Spaghetti in kochendes Salzwasser geben und al dente garen.
  2. Würstchen in schmale Scheiben schneiden, eine Zwiebel würfeln und beide zusammen kurz in Butter anschwitzen.
  3. Das Angebratene mit Ketchup ablöschen, Tomatenmark hinzufügen und anschließend alles im Topf bis zu fünf Minuten erhitzen.
  4. Nach Bedarf und Gusto würzen: Salz, Paprika, Zucker.
  5. Zucker? Ja Zucker, denn es kommt schon darauf an, dem sauren Geschmack des Ketchups entgegen zu wirken. Ist aber ganz klar abhängig vom verwendeten Ketchup und dem eigenen Geschmack.
  6. Anrichten, fertig, essen.

Übrigens – die spartanische Auswahl an Zutaten ist einem ganz pragmatischen Minimalismus geschuldet. In der DDR – bei uns in Berlin und Greifswald – gab es keine geschnittenen Tomaten in der Dose oder gar Passata. Die Gewürzauswahl war da schon größer. Ich erinnere mich an Variationen oben erwähnten Rezeptes mit Curry-Pulver oder – ganz fancy – mit frischen Kräutern aus dem Garten meiner Großeltern vom Berliner Stadtrand.

Zum Schluss: Der Kochbeauftragte der Familie konnte positive Resonanz auf das angewendete Rezept verzeichnen. Dem Komitee des Familierates wird das Rezept somit während der nächsten Klausurtagung als weitere Variation für den „Samstag ist Pastatag“ vorgeschlagen. Sollte dem Antrag auf Aufnahme in die familiäre Rezeptsammlung zugestimmt werden, kann das Ergebnis oben genannten Rezeptes gelegentlich im Facebook-, Twitter- und Instagram-Account des Kochbeauftragten auftauchen.