„Der Große Gatsby“ – meine Kino-Nachlese.

Ich habe das Buch von F. Scott Fitzgerald geliebt, so wie ich fast alle Bücher geliebt habe, die wir in der Schule behandelten. Um so mehr hab ich mich auf eine neue Verfilmung gefreut und erst recht, weil ausgerechnet Baz Luhrmann die Regie & Produktion übernehmen sollte.

Baz Luhrmann steht bei mir fürgroße Stoffe in noch größerer Kulisse. Mit „Romeo & Julia“ gab er mir einen wunderbaren Shakespeare-Stoff in einer traumhaften, der Zeit adäquaten Inszenierung zurück. Mit „Moulin Rouge“ schaffte er für mich die Benchmark einer filmischen Darstellung eines Musicals. In beiden Fällen spielte jeweils ein popkultureller Meilenstein an Soundtrack eine entscheidende Rolle.

Und genau deshalb hat dieses Buch „Der Große Gatsby“ für mich eben eine Verfilmung durch Luhrmann verdient. Das Ergebnis hat mich nicht enttäuscht. Luhrmann hat die Wunderkiste des wirklich großen Blockbuster-Kinos aufgemacht. Er hat konsequent auf das Prinzip „größer, schneller, weiter“ gesetzt. Er macht keine Kompromisse. Wenn es das Bild, die Figur oder die Szene verlangt, dann wird auf 110 Prozent gedreht. Und genau deshalb mag ich diesen Film. Luhrmann bringt den Mut mit, den ich mir für alle FilmemacherInnen wünsche. Konsequent sein, den eigenen Anspruch hoch setzen und bis ins Detail durchziehen.

Luhrmann scheint nicht zu fragen, was die KritikerInnen da draußen ihm vielleicht ankreiden könnten, ob sie etwas kitschig oder „overacted“ finden könnten. Er setzt auf die Musikvideo-Ästhetik ebenso, wie auf die bedeutungschwangeren Großaufnahmen, er lässt New York als riesige Kulisse stehen, und ist sich für Anleihen aus der Comicwelt nicht zu schade. Für mich feiert er ein audiovisuelles Fest frei nach Gatsby selbst. Die Machart des Films ist also genauso das Buch hinter dem Film, wie die Story selbst.

Ein ganz wichtiger Punkt, der vielleicht sonst untergeht: Catherine Martin ist die Frau, die schon Luhrmanns „Romeo & Julia“ und „Moulin Rouge“ die wunderbaren Kostüme beschert hat. Sie ist auch für die Outfits in „Gatsby“ verantwortlich. Der Film wäre ganz klar nicht so opulent, wenn diese Frau nicht an Bord gewesen wäre. Sie hätte einen eigenen Beitrag verdient. Ich kann ihn nur nicht leisten, da ich nicht gerade ein Modejunkie bin.

Aber zurück zu Luhrmann. Er wäre nicht Luhrmann, wenn da nicht ein ganz fetter Soundtrack die Geschichte und die Bilder begleiten würde. Wieder trifft er und sein Team den Nerv der Zeit. HipHop mit JayZ, genialer Bummsbeat-Techno mit Will.i.am, die passende Lana Del Rey Schmonzette oder ein Jack White Kracher. Selbst Gotye darf trällern – und zwar vom Allerfeinsten! Bryan Ferry mit Orchester!!!

Luhrmanns Musikauswahl ist für mich nie besonders zukunftsgewandt, sondern immer wieder ein Spiegel der gerade aktuellen Popkultur. Und dieser Spiegel zeigt BetrachterInnen nur die schönsten und erfolgreichsten KünstlerInnen des Popversums. Auch hier – Luhrmann macht keine Kompromisse. Er ballert mit den größten Kanonen und trifft mit jedem Schuss.

Danke Baz & Catherine – das war ganz großes Entertainment-Kino!

Nachtragshaushalt:

1. Ich wünsche mir als nächste Verfilmungen von Frau Martin und Herrn Luhrmann „Effi Briest“ und/oder „Cabaret“.

2. 3D sucks – noch immer! Ich habe letztendlich samt Brille 15,50 Euro bezahlt. Ohne 3D wäre es mir der Film wirklich wert gewesen – mit 3D war es definitiv zu teuer, für diese Bildqualität und das damit eingeschränkte Kinoerlebnis.

3. Ich habe mir schon während des Filmes die „Deluxe“-Ausgabe des Soundtracks geshoppt, damit ich auf dem Heimweg durch das lauwarme, nächtliche Berlin einen passenden Begleiter für meine Ohren habe. Ich kann dieses Album nur empfehlen. Es sind Superknaller und feine Perlen darauf zu finden.