‎#berlintales no. 25

Morgens halbzehn in Deutschland. Ich betrete das Berliner Bezirksamt mit dem Vorsatz unter den MitarbeiterInnen des Hauses mit bedingungsloser Fröhlichkeit zu wüten.

Mit einem entwaffnenden Lächeln frage ich die Dame am Empfang nach den Zielkoordinaten des Ortes an dem die Übergabe meiner Papiere stattfinden soll. Meine bedingungslose Höflichkeit irritiert die Amtsfrau hinter ihrer Panzerglasscheibe.

Trotzdem erhalte ich meine Informationen zügig und erreiche kurz darauf die Tür, hinter der mir – ganz konspirativ im Einzelgespräch – meine Unterlagen überreicht werden sollen.

Vor dem Betreten der Amtsstube gehe ich vor dem geistigen Auge noch ein Mal meinen Einsatzbefehl durch. Dann höre ich das Einrasten des Magazins. Munition der Marke ‚erbarmungslose Höflichkeit‘ geladen. Check.

Nach meinem vorsätzlich devot klingenden Klopfen kann ich die Tür ohne jegliche Gegenwehr öffnen.
Mit entsichertem Lächeln und einem euphorischen „Guten Morgen“ im Anschlag betrete ich „Point Alpha“. Der zielsicher platzierte Schuss Eloquenz schaltet jeden Widerstand meines Gegenübers aus.

Jetzt geht alles ganz schnell. Kurze, höfliche Blicke und digitale Unterschriften werden getauscht. Die Zielperson händigt mir mit nervösen Gesten die Schriftstücke aus.

Meine Nebelgranate „Herzlichen Dank und einen schönen Tag noch für Sie“ erwidert die Person hinter ihrer Amtstheke nur mit einem zielosen „für Sie auch„. Ich sehe noch das Mündungsfeuer ihrer Stimme, doch der Sarkasmus peitscht nur als Querschläger durch den Raum.

Ich habe längst den Rückzug angetreten und tarne mich mit dem klassischen, missmutigen Berliner Alltagsgesicht. Ohne weitere Zwischenfälle kann ich das Einsatzgebiet verlassen.

Draußen – ein erleichtertes Durchatmen meinerseits.

Mission accomplished. Ich bin jetzt wieder ein ordentlich deutscher Staatsbürger mit Reisepass und Personalausweis.