Das eigentliche Problem am #HuffPo-Bashing?

JournalistInnen scheinen mehrheitlich nicht in der Lage zu sein, neue Themen – in ihrer eigenen Branche – sachlich und souverän einzuordnen, zu analysieren und fundiert aufzubereiten. So kommentieren zahlreiche BranchenkennerInnen das Thema mit Häme, wünschen ihren KollegInnen bei der Huffington Post baldiges Scheitern und sehen BloggerInnen mehrheitlich als „ungelernte“ Schreiberlinge, von denen man keine Qualität erwarten könne.

JournalistInnen sind aber sehr gut darin, Mutmaßungen über drastische Veränderungen in anderen – ihnen eigentlich fremden – Branchen zu kommentieren, dramatische Einordnungen vorzunehmen und die eigennützigen Verlautbarungen von AnalystInnen als seriöse Statements zu verkaufen.

Bestes Beispiel dafür: Apple. Da werden Spekulationen höchster Güte auf seriösen Plattformen schon in den Überschriften als Fakten verkauft – immer wieder. Aus eigener beruflicher Erfahrung hätte ich bei Bedarf noch die Beispiele Elektromobilität, Windenergie und digitale PR, Entertainment parat – wenn die kurze Ausführung zu Apple nicht reichen sollte.

Und genau diese Medien bzw. diese JournalistInnen wollen der HuffPo die Daseinsberechtigung schon beim Launch absprechen? Qualität ist offenbar ein sehr relativer Begriff.

Zum Thema Qualität im digitalen Zeitalter gehört für mich ganz klar die Einordnung und Aufbereitung von Themen, sowie das Zusammenführen und Verknüpfen von Inhalten im Netz. Diese Qualität sieht dann bei den „alten“ Onlinemedien gern mal so aus: Ein Thema, das sich in den Blogs seit einigen Tagen ausbreitet, wird schlampig aufbereitet, auf der Webseite des eigenen Qualitätsmediums veröffentlicht und den LeserInnen werden die wesentlichen Quellen (Links) zu den Hintergründen der Geschichte nicht genannt. Nicht einmal in der Form von Fußnoten, wie es die Mehrzahl studierter JournalistInnen aus dem eigenen Studium gewohnt sein dürfte. Und warm? Weil der Traffic dann auf die externen Links geleitet würde – die vermeintliche Konkurrenz der qualitätsschwachen BloggerInnen könnte ja davon profitieren. Diese alte Verlegerdenke haben die selbständig denkenden JournalistInnen übernommen und führen sie fort, ohne sie zu hinterfragen – so scheint es zumindest.

Bisher habe ich keine sinnvolle Einordnung in Sachen HuffPo gefunden, die vor allem die Spannbreite des „Für & Wider“ näher ausführt und das Modell genauer beleuchtet. Wer erklärt die Vor- und Nachteile, Chancen und Risiken – also die eventuellen Auswirkungen für LeserInnen und die Branche? Auch fehlt mir bisher eine echte Hintergrundrecherche mit den Miss- bzw. den Erfolgen der weiteren internationalen Ausgaben der HuffPo und der dort schreibenden AutorInnen, BloggerInnen & JournalistInnen.

Um es kurz zu fassen: Am Beispiel der Huffington Post zeigen zahlreiche deutsche JournalistInnen mal wieder die Fratze ihrer Borniertheit und Bequemlichkeit.

PS: Gerne lasse ich mich in den Kommentaren gern auf gute Texte zum HuffPo-Thema ein.

Ein Kommentar

  1. Besonders schön fand ich vorallem, dass die Zeit sich beschwerte es gäbe zuviel „Herumgemeine“ in der Huffpo – und dabei vergisst, dass sich die ‚Leitmedien‘ online mit dem Abducken von Agenturmeldungen selbst überflüssig machen.

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