Urlaub mit Kindern in der Vulkaneifel

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Bis mir meine Herzensdame die Vulkaneifel als Urlaubsort vorschlug, hatte ich keine Ahnung wo die Eifel eigentlich genau liegt. Ich bin ja schon so alt, dass ich meinen Erdkundeunterricht zum Thema Deutschland in wesentlichen Teilen noch in der DDR bekam. Da war die Bundesrepublik nicht gerade oberstes Thema.

Die Herzensdame hatte jedenfalls eine sehr feine Ferienwohnung ausgecheckt und so fuhren wir also für eine Woche in die Vulkaneifel. Mit der Bahn und dem Bus – was man sich als mittelschwere Herausforderung mit einem drei- und einem neunjährigen Kind gern vorstellen mag. Denn wenn man von Berlin aus bis ans Schalkenmehrener Maar will, dann ist man schon mal so gute neun Stunden unterwegs.


Schalkenmehren ist ein wirklich kleines Dorf, das direkt am Ufer eines Maares liegt. Geformt wurde dieser Binnensee durch vulkanische Aktivitäten und das eben in dem Teil der Eifel, der deshalb Vulkaneifel heißt.

Für eine Familie ohne Auto ist dieser Ort schon recht abseits gelegen. Der nächste sinnvolle Bahnhof ist gut 40 Minuten mit dem Überlandbus entfernt – Gerolstein. Trotzdem hat die Ecke ihren Reiz. Man kann wirklich sicher gehen, dass man zur Ruhe kommt. Denn Schalkenmehren bietet „nur“ Wanderwege, ein Freibad, einen kleinen Campingplatz am Wasser, eine recht marode Minigolfbahn und im Sommer wirklich viel grün. Die Preise in der Gegend sind für touristische Verhältnisse moderat. Günstig würde ich sie allerdings auch nicht nennen.

Wir haben in der einen Woche, die wir Ende Juli dort verbrachten, zwei Tagesausflüge unternommen und es sonst ruhig angehen lassen.

Beim ersten Ausflug ging es per Bus ins benachbarte Daun. Obwohl Kurstadt blieb uns dieser Ort fremd. Daun kann ich nicht wirklich als schön bezeichnen. Im Wikipedia-Eintrag zur Stadt erfährt man, dass die Stadt ihre besten Kurzeiten in den 80er und 90er Jahren erlebt haben soll und inzwischen mit rückläufigen Besucher- und Bevölkerungszahlen zu kämpfen hat. Ein Bild, das sich für mich leider bestätigte. Man kann dem Ort nur wünschen, dass er einen Turn-around schafft. Als Papa muss ich sagen, dass mir das Angebot für Familien nicht gefallen hat. Es gibt zwar ein Kino, das mit seinen vier Sälen auch gleich den Namen Kinopalast trägt, aber der benachbarte Wild- & Erlebnispark Daun ist nur sinnvoll per Auto erreichbar und auch nutzbar. Wie mir eine Dame vom Wildpark auch per Telefon nachdrücklich erklärte. Schade ist das, weil nicht mal ein Shuttle-Service zur angegliederten Sommerrodelbahn und einigen zentralen Punkten des Parks angeboten wird. Klar, wir hätten ein Taxi nehmen können, preislich allerdings keine schöne Alternative.


Der Kontrast war um so größer, als wir in Cochem an der Mosel ankamen. Der Ort war gut eine Stunde und zehn Minuten von unserem Dorf entfernt, aber direkt und bequem per Bus für uns erreichbar. Die Stadt hat den natürlichen Vorteil an einem malerisch dahinfließenden Fluss zu liegen und über eine Burganlage zu verfügen, die sich ein offenbar völlig durchgeknallter Berliner Geschäftsmann hat nach seinen Ideen aufbauen lassen – Ende des 19. Jahrhunderts. Die Reichsburg Cochem war natürlich für die Kids der absolute Hit in Tüten. Unsere Touristenführerin, die uns durch die Burg führte, hatte sehr viel Verständnis für Kinder. Unser Neunjähriger und ich hatten eine tolle Zeit. Insgesamt ist Cochem natürlich durch Burg, Wein und Mosel ein totaler Touristenmagnet und komplett darauf ausgelegt. Als nichtmotorisierte Familie erleichtert einem das einen Aufenthalt ungemein. Die Infrastruktur ist nahezu perfekt.


Unser kleines Schalkenmehren muss sich als Urlaubsort auch nicht verstecken. Es ist eben ein kleines Dorf mit tollem Panorama und einem Freibad. Mehr haben wir nicht erwartet – aber auch nicht bekommen. Wer Action braucht, sollte womöglich den Fahrradtourismus der Region ausprobieren. Denn für RadlerInnen scheint die bergige Gegend interessant zu sein. Die meisten Überlandbusse nehmen sogar Räder auf einem Anhänger mit.

Fazit: Für eine Familie, die es sehr ruhig mag, sei die Vulkaneifel empfohlen. Möchte man Action, insbesondere für die Kids, so muss man sich mit Basics zufrieden geben oder wirklich mit dem Auto anreisen und Tagesausflüge mit viel Fahrerei einplanen. Wenn ich Berater für die Tourismusverantwortlichen der Region wäre, dann würde ich mehr familientaugliche Erlebnisangebote empfehlen. Vielleicht gibt es sie bereits und wir haben sie nur nicht gefunden. Hier würde ein Familienreiseführer Sinn machen. Vielleicht braucht es aber auch wirklich neue Angebote für Familien.

In einem Punkt hat mich die Vulkaneifel sehr positiv überrascht: In jedem Ort, in dem wir waren, habe ich öffentlich zugängliche Ladesäulen für Elektroautos und in Cochem sogar für E-Bikes gesehen. Das finde ich sehr sympathisch. Wenn alles klappt, bekomme ich in Kürze mein E-Auto und werde dann erst einschätzen können, wie unterschiedlich das Thema Elektromobilität in den deutschen Gemeinden angegangen wird.

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